„Hacken tief!!“, „Beine ruhig!!“ und Co

„Hacken tief!!“, „Lass die Beine lang!!“ oder „Halt das Bein ruhig!“ …

Kennt ihr das auch noch? Hab ich zu Kinder- und Jugendzeiten in meinem Unterricht immer wieder zwischendurch zu hören bekommen. Eine häufige Aufforderung mancher Reitlehrer, an seine/ihre Schüler…

Der Reitschüler ist nach dieser Aufforderung dann bemüht, seine Hacken tatsächlich nach unten zu drücken und versucht, das Bein irgenwie lang zu machen…. und dann auch noch ruhig!!!… Das Gehirn ist damit voll auf Bein und Hacke fokussiert…

Aber was ist denn eigentlich der Grund für kurz, bzw. hoch gezogene Beine und daraus resultierenden „hohen“, oder angezogenen Hacken und Wackelbeinen?

Eines ist klar, wenn man zum -zigten mal versucht hat, der Aufforderung nachzukommen, kräftemäßig und technisch aber immer wieder versagt, muss der Kern des Fehlers wo anders als am Bein, oder am Hacken liegen.

Zum einen beantwortet diese Aussage bereits EIN Problem, nämlich Kraft. Ein ungeübter Reiter verfügt nicht über die nötige Grundmuskulatur um mit der Bewegung des Pferdes mitzugehen, wo wir schon bei Problem Nummer ZWEI sind. Der Reitanfänger ist aufgrund mangelnder Balance und fehlendem Gefühl an Gleichgewicht auf dem Pferd in seinem Grundgedanken erstmal bemüht, sich auf dem Pferd FESTzuhalten um „oben“ zu bleiben. Das ist seine Natur und im Gerhirn so verankert… Stößt ihn keiner darauf, dass dieses ein Truglschluss ist, dauert es meist recht lange, bis er selber (und das meist nur durch Zufall) mitbekommt, dass nicht Festhalten, sondern mit der Bewegung des Pferdes mitgehen, der Weg zum Ziel ist.

Was nun aber ist genau die Ursache bei hochgezogenen Beinen?

Wenn man als Reiter bemüht ist sich mit Kraft festzuhalten, in diesem Falle also sich mit den Beinen am Pferd festklammert, werden die Beine meist aus Kräftemangel kürzer. Das ist wie mit einer Schere, die stärkste Schneidkraft hat eine Schere am ANFANG der Schneidwerkzeuge, nicht an ihren Spitzen….das Bein nutzt also die vorhandenen Kräfte da, wo es am sinnvollsten ist: im Oberschenkelbereich. Da der Oberschenkelmuskel: Beinbeuger, der dafür zuständig ist, trotz langem Bein, das Bein dennoch gebeugt zu halten, bei Nicht- oder Wenigreitern meist eher schwächlich ausgebildet ist (das merkt man, wenn man vom Pferd absteigt und das Gefühl hat, man hätte wabbelige O-Beine😊), bedient sich der Reiter des Hüftbeugers, um sich beim Festhalten zu stabilisieren. Der zieht das Bein dann an und macht es sozusagen kurz.

Das verursacht aber, dass man sich im Becken total fest macht. Da passiert dann nichts mehr… keinerlei Bewegung. Das Bein kann aufgrund des unbeweglichen Beckens nicht mehr seinen festen Posten am Sattel beibehalten und fängt an, am Sattel unruhig zu werden (wie schaukeln, die Trägheit der Masse verstärkt das noch)..

Der Knackpunkt ist also der Trugschluss, sich FESTHALTEN zu wollen. Wenn ich also ein unruhiges und kurzes Bein bei einem Reiter sehe, ist meine Aufforderung:

„Gehe mehr mit der Bewegung deines Pferdes mit und mach deine Hüfte nach vorne hin auf!“

Das fühlt sich (vor allem im Galopp) so an, als würde man am Ende einer jeden Vorwärtsbewegung des Pferdes, die Beine etwas nach hinten schieben.

Durch das Ausgleichen der Bewegung des Pferderückens über die eigene Hüfte bleibt das Bein aktiv an der Position, wo es hingehört und bleibt insgesamt ruhiger am Pferd. Man ist durch das aktive Mitschwingen eben NICHT mehr hinter der Bewegung des Pferdes und sitzt deswegen ruhiger im Sattel. Es erübrigt sich somit das Festhalten bzw. Klammern mit den Beinen und verschwendet nicht mehr unnötig Kraft im Bein: Das Bein wird automatisch länger und der Hacken wie von selbst tiefer.

Übrigens viele Reiter machen sich vor allem in Stresssituationen wieder „fest“! Genau da brauchen wir aber die Bewegungsfähigkeit der Hüfte, um unkontrollierte Bewegungen des Pferdes besser ausgleichen zu können. 😉

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